Archiv der Kategorie: Zukunftsorte

Essen Altendorf

Westlich der Essener Innenstadt ist so einiges in Bewegung. Von dort aus reihen sich mehrere Großprojekte wie Perlen auf einer Schnur Richtung Mülheim. Die Schnur ist die stillgelegte Trasse der Rheinischen Bahn, die es zukünftig erlauben soll, innerhalb einer Stunde mit dem Fahrrad von der Essener Innenstadt bis zum Rhein zu gelangen. Die Perlen sind das neue Universitätsviertel, der Krupp Gürtel und der Stadtteil Altendorf.

Macht man sich von der Innenstadt auf den Weg, besser gesagt auf die Trasse, ist der Krupp-Gürtel schon nach rund einem Kilometer erreicht. An dieser Stelle hat die ThyssenKrupp AG im Jahr 2010 ihre neue Konzernzentrale errichtet. Eine Bereicherung für die Stadt Essen wenn man bedenkt, dass das Areal beinahe 50 Jahre brach gelegen hat. Zu dem Krupp-Gürtel gehört aber nicht nur das ThyssenKrupp Quartier mit der neuen Konzernzentrale, sondern auch der Krupp-Park. Dieser bietet heute vielfältige Möglichkeiten der Freizeitgestaltung.

Ein begleitendes Thema entlang des neuen Radweges ist das Wasser. Nicht nur im Krupp-Park ist ein neuer See entstanden. Auch im Stadtteil Altendorf soll eine neue Wasserfläche geschaffen werden, der Niederfeldsee. In Altendorf herrscht also Aufbruchstimmung. Nach rund 40 Jahren Vernachlässigung kann man nun zuschauen, wie ein gesamter Stadtteil umgekrempelt wird. Wegen einer Überalterung der Wohnungsbestände und einer abnehmenden Bevölkerungszahl wird in Altendorf über Abriss nachgedacht. Es wird aber auch darüber nachgedacht, wie der Energieverbrauch der bestehenden Gebäude reduziert werden kann. Dazu werden Alternativen wie Sonnenenergie, Erdwärme und Blockheizkraftwerke auf den Prüfstand gestellt. Neben der energetischen Optimierung stehen Aspekte wie die Realisierung individueller Grundrisse und Barrierefreiheit im Vordergrund.

Durch die Entwicklungen im Krupp-Gürtel und den Umbau der Rheinischen Bahn erhoffen sich die Bürger Altendorfs viel für ihren Stadtteil. Zusätzlich werden der Niederfeldsee, neu entstehende Wohnformen und der geplante Umbau des Ehrenzeller Platzes als Marktplatz und Mittelpunkt dazu beitragen, den Stadtteil lebenswerter zu gestalten.

Duisburg Bruckhausen

Der Stadtteil Bruckhausen liegt im Norden des Duisburger Stadtgebietes, ca. 7 km von der Innenstadt entfernt. Angrenzende Industrie, Eisenbahnstrecken und eine Autobahn machen Bruckhausen zu einer Insel. Mit Idylle hat das jedoch nichts zu tun. Galt es damals noch als Vorteil, direkt neben seinem Arbeitgeber ThyssenKrupp zu wohnen, sind die Wohnwünsche heute ganz andere. In den letzten Jahrzehnten hat der Stadtteil daher viele Einwohner verloren und weist insgesamt einen hohen Gebäude- und Wohnungsleerstand auf. Eine Lösung musste her.

In dem ehemaligen Arbeiterviertel wurde ein intensiver Kommunikationsprozess angestoßen, in dem Planer und Bürger gemeinsam nach Möglichkeiten suchten, Bruckhausen wieder lebenswerter zu gestalten. Wenn das Stahlwerk schon nicht verlegt werden kann, so soll es doch zumindest als allgegenwärtiger Bestandteil Bruckhausens aus dem Stadtbild verschwinden. Hierzu ist daher nun geplant, die im Westen direkt an das Werksgelände angrenzenden Gebäude abzureißen und einen bis zu 250 m breiten Grüngürtel anzulegen, um dem Stadtteil Bruckhausen eine neue grüne Fassung zu geben.

Der Umbau des Stadtteils soll für die Bewohner gleich mehrfach einen Gewinn darstellen. Durch eine Aufwertung des Gebäudebestandes soll ein Umzug immer mit einer Verbesserung der eigenen Wohnsituation verbunden sein. Dabei wird auf individuelle Wünsche und Bedürfnisse der Bewohner Rücksicht genommen, wobei der Erhalt der nachbarschaftlichen Gemeinschaft und der barrierefreie Umbau des Gebäudebestandes angestrebt wird. Es wird außerdem darüber nachgedacht, wie einer alternden Bevölkerung mit Migrationshintergrund attraktiver Wohnraum geboten werden kann. Auch wenn niemand davon ausgeht, dass Bruckhausen durch den Grüngürtel zum Luftkurort wird, so wird das Grün erheblich zur Verbesserung der Wohnqualität beitragen.

Neben dem Grüngürtel sind weitere Projekte in dem Stadtteil angestoßen worden, wie z.B. ein Fassadenprogramm und zahlreiche soziale und kulturelle Aktivitäten. So hat der Umbau des Hochbunkers auf dem Heinrichplatz zu einer Kultur- und Begegnungsstätte wesentlich dazu beigetragen, die vielen Kulturen im Stadtteil zusammenzuführen.

Dortmund PHOENIX See


Rund 10 Jahre ist es her, da glühte des Nachts der Himmel über dem Phoenixgelände rot, wenn im Stahlwerk der Stahl abgestochen wurde. Fährt man heute von der 4 km entfernten Innenstadt Dortmunds zum Phoenixgelände zeigt sich eine gewaltige Baustelle. Emsig verschieben Bagger Erdmassen und formen die Ufer eines neuen Sees. Im Jahr 2005 wurde mit den Aushubarbeiten begonnen und noch Ende 2010 soll das so entstandene Loch geflutet werden. Auf den angeschütteten Terrassen soll Wohnen am Wasser möglich werden.

Nach Jahrzehnten der Schwerindustrie auf den Standorten Phoenix Ost und Phoenix West, die das kleine Stadtteilzentrum Hörde regelrecht in die Zange nahmen, wird der Ortskern in Zukunft aufatmen können. Durch die Entwicklung der beiden Phoenixstandorte erhält Hörde die Chance sich ganz neu zu präsentieren.

Am Phoenixsee soll den Interessenten eine große Auswahl an verschiedenen Wohnformen geboten werden. Von der Mietwohnung über Einfamilienhäuser bis zum generationenübergreifenden Wohnprojekt. Der PHOENIX See soll aber nicht nur Wohn-, sondern auch Dienstleistungsstandort sein und außerdem Einzelhandel, Gastronomie und vielfältige Freizeitmöglichkeiten bieten. In direkter Nachbarschaft zum Hörder Ortskern wird gerade an einem Yachthafen gebaut. Er wird Ausgangspunkt zum Segeln und Bootfahren sein. Auf einer 3 km langen Uferpromenade können zukünftig Bewohner und  Besucher um den See flanieren und die umgebende Landschaft und das Wasser erleben.

Im Zuge der Bauarbeiten wurde auch die über Jahrzehnte kanalisierte Emscher zurück ans Tageslicht geholt. Der einst in einem 2,5 m breiten Rohr verlaufende Bach wird in Zukunft durch eine 50 m breite Auenlandschaft mäandrieren. Hier erhält die Natur die Möglichkeit, sich nach über 150 Jahren Industrie wieder zu entfalten.

InnovationCity Ruhr

Im Jahr 2010 fällt die Entscheidung, wo eine neue Niedrig-Energiestadt im Ruhrgebiet entstehen soll. Bis zum Jahr 2020 soll eine Pilotstadt bzw. ein Pilotstadtteil mit rund 50.000 Einwohnern von der Kanalisation bis zu den Giebeln fit für die Zukunft gemacht werden. Insgesamt 16 Kommunen haben sich um dieses Projekt des Initiativkreises Ruhr beworben.

Der Initiativkreis Ruhr ist ein Zusammenschluss aus 60 Wirtschaftsunternehmen im Ruhrgebiet. Für das Projekt InnovationCity Ruhr erhält der Initiativkreis Ruhr Unterstützung von Seiten der Wissenschaft, der Politik und vom Land Nordrhein-Westfalen. Mit vereinten Kräften soll, ausgehend von der Pilotstadt, das Ruhrgebiet zu einer Modellregion für einen innovativen Umgang mit dem Klimawandel gemacht werden.

Als Pilotprojekt soll ein typisches Stück Ruhrgebiet, bestehend aus einer Mischung von Wohnen, Gewerbe, Dienstleistung und Industrie, energieeffizient umgebaut werden. Um den CO2-Ausstoß zu verringern, sollen die Gebäude zu sogenannten Null-Energie Häusern umgebaut werden. Zum Einsatz kommen dazu 250 Innovationen rund um das Thema Energieeinsparung und moderne Gebäudetechnik.

Im Vordergrund des Projektes soll neben der energetischen Gebäudesanierung auch die Anpassung an heutige Wohnwünsche stehen. Dazu gehört z.B. der Umbau kleinteiliger 1950er-Jahre Wohnungen, die Nachrüstung von Balkonen sowie die Sicherstellung einer generellen Barrierefreiheit. Die Lebensqualität soll für die Bewohner im Stadtteil bzw. in der Stadt durch eine zusätzliche Begrünung und durch Maßnahmen zur Wohnumfeldverbesserung steigen. Ein Beispiel dafür ist die Schaffung von Frischluftschneisen, um das Stadtklima zu verbessern.

Auch das Thema Mobilität ist ein wesentlicher Baustein in dem Projekt InnovationCity Ruhr. Es sollen neueste Batterietechnologien für Elektroautos mit entsprechenden Ladestationen Anwendung finden und auch im Öffentlichen Personennahverkehr soll der CO2-Ausstoß verringert werden. Straßennutzungskonzepte sollen ein neues Nebeneinander von Pkw, Bus und Bahn, Fahrradfahrern und Fußgängern ermöglichen.

Zukunftsorte

Ein Zukunftsort befindet sich vor allem auf einer Brachfläche oder im Bestand, also nicht in der Peripherie bzw. nicht integrierter Lage. Durch die zentrale Lage befinden sich die Standorte bereits im städtischen Verflechtungsraum und verfügen somit über eine gute verkehrliche Erreichbarkeit und Infrastruktureinrichtungen, oder entsprechende Potenziale. Außerdem berücksichtigt ein Zukunftsort die Anforderungen, die durch eine sich rasch wandelnde Gesellschaft an den Wohnungsmarkt gestellt werden. Dazu gehören die Ansprüche einer alternden Gesellschaft, einer multikulturellen Gesellschaft und einer Gesellschaft, die sich durch eine Vielzahl von verschiedenen Lebensstilen auszeichnet. Weitere wesentliche Kriterien für einen Zukunftsort sind eine gute Freiraumanbindung in der Kombination mit einem breiten Freizeitangebot und eine hohe Flexiblität und Qualität des öffentlichen Raumes. Es erfordert außerdem eine breite Mischung intelligenter Bauformen, die nicht nur heutige Anforderungen und Standards erfüllen, sondern im Bezug auf Funktionalität, Energieoptimierung und Flexibilität neue Maßstäbe setzen. Gelingt es außerdem eine ausgewogene Nutzungs- und Funktionsdichte zu realisieren sind die Grundvoraussetzungen gegeben einen urbanen Raum zu schaffen.

Neben den Neubauprojekten darf allerdings nicht außer Acht gelassen werden, dass die Optimierung und Anpassung des Wohnungsbestandes im Ruhrgebiet die wichtigste Planungsaufgabe ist, um die Wohnraumversorgung der breiten Bevölkerung zu sichern, womit Zukunftsorte im Ruhrgebiet also ganz eng mit dem Wohnungsbestand verknüpft sind.

Wo früher ein Stahlwerk stand wird heute an dem Zukunftsort Phoenix See in Dortmund ein See gegraben. An seinen Ufern entstehen neue Wohn- und Arbeitswelten.

Eine ehemalige Trasse der Rheinischen Bahn verbindet als grüner Fahrrad- und Fußweg das Essener Stadtzentrum mit dem Rhein. Wo sie den Stadtteil Essen Altendorf quert, setzt sie Impulse für den Umbau des Bestehenden und für neue Wohnformen.

In Duisburg Bruckhausen weichen alte Wohnhäuser einem neuen Grüngürtel, der in multikultureller Nachbarschaft neue Lebensqualitäten schaffen soll.

Innovation City bezeichnet die Suche nach einem „typischen Stück“ Ruhrgebiet, das in den kommenden Jahren zu einem klimagerechten Modellstadtteil umgebaut werden soll.

Diese Zukunftsorte sind Standorte, Projektideen oder Baustellen, die innovative Impulse für die Debatte um die Zukunft des Wohnens im Ruhrgebiet liefern und zum Teil noch „unsichtbar“ sind. Sie müssen neu erschlossen werden – räumlich und in den Köpfen.